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Wirecard steht für seine Rolle im Betrugsskandal um Option888 im Fokus der Ermittler

Der Zahlungsabwickler Wirecard hat unter Umständen am Betrug durch Option888, einer Trading-Plattform für Forex und Binary Options, kräftig mitverdient. Schon 2017 brach der Aktienkurs des Dax-Konzerns nach Veröffentlichung der Panama Papers kurzzeitig ein.

Büro von Wirecard

Das deutsche Unternehmen Wirecard mit Sitz in Aschheim (Bayern) ist einmal mehr in den Fokus der Ermittler geraten und muss nun Konsequenzen fürchten. Konkret geht es um den Betrugsfall durch die Onlinetrading-Seite „Option888“. Die Plattform, welche mit Trades in Echtzeit und schnellen Auszahlungen wirbt, soll mehr als 100.000 Europäer geprellt und über 100 Millionen Euro erbeutet haben. Binäre Optionen und andere Finanzprodukte wurden an Kunden verkauft, ohne das auf der Plattform tatsächlich gehandelt wurde. Das überwiesene Geld durch geprellte Kunden wurde stattdessen ins Ausland weitergeleitet.

Fahnder haben im Zuge der Ermittlung Objekte in Deutschland, Österreich, Bulgarien und Tschechien durchsucht, Konten gesperrt und die Zahlungsströme verfolgt. Dabei, so die Ermittler, taucht immer wieder der Name Wirecard auf. Zwar äußerte sich der Dax-Konzern und stritt jegliche Beteiligung an betrügerischen Machenschaften ab, doch fragen sich die ermittelnden Behörden, ob Top-Manager im Unternehmen womöglich fahrlässig weggeschaut haben, um die hohen Margen für solche Transaktionen zu kassieren.

Wirecard verdankt schnelles Wachstum Porno-Inhalten und illegalem Online-Glücksspiel

Nicht gerade hilfreich für Wirecard ist dessen Vergangenheit und die Enthüllungen im Zuge der Panama Papers. Damals kam ans Licht, das der deutsche Zahlungsabwickler Auszahlungen an Spieler von illegalen Internet-Casinos abwickelte und dafür hohe Gebühren kassierte. Die Süddeutsche Zeitung zitierte damals das niedersächsische Innenministerium mit den Worten, dass die Zahlungsabwicklung „nach hiesiger Einschätzung eine Straftat der Beihilfe zur Veranstaltung von unerlaubtem Glücksspiel“ und den „Straftatbestand der Geldwäsche“ erfüllen könnte. In Deutschland ist das Online-Glücksspiel nach wie vor eine Grauzone  und lediglich Sportwettenanbieter können offizielle deutsche Lizenzen erwerben.

Nach Veröffentlichung der Panama Papers brach der Aktienkurs von Wirecard kurzzeitig um bis zu 5% ein, konnte sich aber in den darauffolgenden Monaten wieder erholen und neue Spitzenwerte erreichen. Die neuen Erkenntnisse rund um Option888 schickte den Aktienpreis mit fast 12% auf Talfahrt und zudem könnte es nun ernste juristische Konsequenzen, auch in Form von Zivilklagen, gegen Wirecard geben.

Briefkastenfirma mit Sitz im Karibikstaat Curaçao

Erschwert werden die Ermittlungen gegen Option888 durch die undurchsichtige Firmenstruktur. Die ermittelnden Behörden konnten zwar Zahlungsströme rückverfolgenden, jedoch landeten diese meist bei Firmen in sog. „Steueroasen“, wie z.B. dem Karibikstaat Curaçao oder der Südseeinsel Samoa. Erfahrungswerte zeigen, das es fast unmöglich ist in einem solchen Fall die Verantwortlichen ausfindig zu machen, da es keinen offiziellen Firmensitz im deutschsprachigen bzw. europäischen Raum gibt und hinter den Firmenadressen im Ausland zumeist nur Briefkästen stecken. Damit schwindet auch die Hoffnung der Geprellten ihr Geld jemals wiederzusehen.

Umso wichtiger ist die Rolle von Wirecard für die Ermittler. Mehrere Überweisungsbelege zeigen die Wirecard Bank AG als kontoführende Stelle, welche wichtige Auskünfte über Bankkonten und Bankgeschäfte erteilen könnte. Allein im österreichischen Feldkirch zählten die Ermittler mehr als 1,6 Millionen Euro, die innerhalb eines Jahres durch Wirecard an die Betrüger geflossen waren.

Bafin warnt seit geraumer Zeit vor binären Optionen

Die Finanzaufsicht Bafin warnt seit Jahren vor dem Handel mit Binary Options im Internet. Laut Bafin seien die Anbieter in den meisten Fällen tief in die organisierte Kriminalität verstrickt und Kundengelder werden umgehend ins osteuropäische Ausland oder Steueroasen weitergeleitet. Für Einzahler bedeutet das zumeist einen Totalverlust des Investments. In Deutschland sind Anbieter von binären Optionen und Forex-Trading offiziell verboten, doch die Durchsetzung des Verbots gestaltet sich schwierig.